Karl August Varnhagen von Ense



Lebensdaten

geboren: 21.02.1785 in Düsseldorf
gestorben: 10.10.1858 in Berlin

Berufe
Diplomat, Publizist
Biografie

Wechselhafte Kindheit in Düsseldorf, Straßburg, Aachen und Hamburg; 1800-1803 Medizin-Studium an der Pepinière in Berlin; aus Protest gegen die dort vermittelte Aufklärungsphilosophie ging er ab und nahm eine Stelle als Hauslehrer bei der Familie Cohen an, wo sich ein literarischer Kreis entwickelte; Kontakt mit Chamisso, mit dem er ab 1804 zusammen drei Jahrgänge des „Musenalmanachs“ heraus gab; erste journalistische Veröffentlichungen in den „Nordischen Miszellen“; nach kurzzeitiger Rückkehr nach Hamburg ab 1806 Wiederaufnahme des Medizinstudiums in Halle und ab 1808 in Tübingen, wo er mit Kerner, Uhland und dem Verleger Cotta bekannt wurde; 1809 Teilnahme an den anti-napoleonischen Befreiungskriegen, nach Verletzung Rekonvaleszenz-Phase in Wien, von dort aus Kontaktaufnahme mit Cotta, an dessen „Morgenblatt für gebildete Stände“ er mit zu arbeiten begann; 1810 im Dienst des Fürsten Bentheim Reisen nach Prag, Westfalen und Paris, wo er bei einer Audienz Napoleons zugegen war, Begegnungen mit Beethoven, Brentano, Stein und Metternich, Korrespondenz mit Goethe; 1813 Eintritt in die russische Armee, bestritt im Stab des Obersten Tettenborn mehrere Feldzüge; 1814 Heirat mit Rahel Levin; Begleiter des Staatskanzlers von Hardenberg beim Wiener Kongreß, kommentierte die Verhandlungen regelmäßig im „Deutschen Beobachter“ (Hamburg) und der „Allgemeinen Zeitung“ (Augsburg); 1816 Preußischer Geschäftsträger, 1817 Minister-Resident in Karlsruhe, 1819 wegen seiner liberal-demokratischen Ansichten abberufen, zunächst in den Warte-, 1825 in den Ruhestand versetzt, Rückkehr nach Berlin, wo er schriftstellerisch, literaturkritisch und editorisch tätig war; 1826 Gründungsmitglied der Hegelschen Sozietät für wissenschaftliche Kritik, Mitarbeit an deren Jahrbüchern; rezensierte und förderte Arnim, Heine, auch die damals noch unbekannten Puschkin und Lermontow; sein Eintreten für das „Junge Deutschland“ setzte ihn 1834/35 erneut politischen Verdächtigungen aus; Beschäftigung mit dem Saint-Simonismus, begrüßte vehement die Revolution von 1848; während er vorher für eine konstitutionelle Monarchie unter Führung Preußens eingetreten war, entwickelte er nach dem Sieg der Reaktion zunehmend demokratische Positionen, ohne allerdings noch unmittelbar ins politische Geschehen einzugreifen; Lyriker, Kritiker, Historiker, Publizist, Herausgeber.

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Werke
Wilhelm Meister: Die Versuche u. Hindernisse Karls (Rom., zus. m. W. Neumann) 1808; Ueber Goethe (in: "Morgenblatt f. d. gebildeten Stände" 1810); Geschichte d. Hamburgischen Begebenheiten während des Frühjahrs 1813 [anonym]; Geschichte d. Kriegszüge d. Generals Tettenborn während d. Jahre 1813 u. 1814; Dt. Ansicht üb. d. Vereinigung Sachsens m. Preußen 1814 [anonym]; Dt. Novellen 1815; Vermischte Gedichte 1815; Goethe in d. Zeugnissen d. Mitlebenden (Hg.) 1823; Biographische Denkmale, 5 Bde. 1824-1830; Zur Geschichtsschreibung u. Litteratur 1834; Rahel. Ein Buch d. Andenkens für ihre Freunde (Hg.), 3 Bde. 1834; Denkwürdigkeiten des eigenen Lebens, 9 Bde. 1837-1859 [Bd. 8 u. 9 postum]; Schlichter Vortrag an d. Deutschen üb. d. Aufgabe d. Tages 1848; postum: Tagebücher, 14 Bde. 1861-1870, Register: 1905; Blücher (Biograph.) 2005.
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Ausgaben
Literaturkritiken (Hg. K.F. Gille) 1977; Kommentare zum Zeitgeschehen. Publizistik, Briefe, Dokumente 1813-1858 (Hg. W. Greiling) 1984; Werke (Hg. K. Feilchenfeldt), 5 Bde. 1987-1994.
Sekundärliteratur
Kosch 4; Wilpert 1988; Killy 11; DBE 10; K. Feilchenfeldt, V.d.E. als Historiker, Amsterdam 1970; J. Sembritzki, H.A..V.v.E. als Zeuge d. zeitgenöss. Theaters in Berlin (1819-58), Diss. Berlin 1970; T.H. Pickett, The Unseasonable Democrat: K.A.V.v.E., Bonn 1985; W. Greiling, V.v.E. - Lebensweg eines Liberalen. Polit. Wirken zw. Diplomatie u. Revolution, Köln/Weimar/Wien 1993; D. Kuhn, Varnhagen u. sein später Schmäher. Üb. einige Vorurteile Arno Schmidts, Bielefeld 1994; U. Wiedenmann, K.A.V.v.E., ein Unbequemer in d. Biedermeierzeit, Stuttgart, Weimar 1994; N. Gatter, “Gift, geradezu Gift für das unwissende Publikum". Der diaristische NL v. K.A.V.v.E. u. d. Polemik gegen Ludmilla Assings Editionen (1860 1880) / Nikolaus GatterMakkaroni u. Geistesspeise (Hg. N. Gatter. Unter Mitarb. v. C. Liedtke u. E. Wenzel), Berlin 2002; H. Rosenstrauch, K.A.V.v.E. u. d. Kunst d. geselligen Lebens. Eine Jugend um 1800. Biograph. Ess., Berlin 2003.
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Institution
Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf
Nachlass

Splitternachlass

Ordnung
Katalog
Umfang
s. Inhalt
Nutzung
frei
Inhalt

Werkmanuskripte: „Canzone“ (Ged., 3 3/4 S.), „Justus Möser“ (Ms., 2 S.), „Romanze“ (Ms., 1 3/4 S.), „Drei Sonette“ (Ged., 2 S.), Ms.-Fragm. (Teil einer Rez. zu Friedrich d. Gr.-Biographie), Rezension v. „Aus Karl v. Nostiz. Leben u. Briefwechsel“ (Ms., nach 1848), hs. Notiz (m. Korr. einer Anekdote, die H. Heine im Börnebuch erzählt), 2 Notizzettel;
Korrespondenz: Briefe von K.A.V.v.E u.a. an Willibald Alexis (1 Br., 1841), Frau v. Altenstein (1 Br., 1854), Dr. Appia (1 Br., 1856), Therese v. Bacheracht (1 Br., 1847), Friedrich Becke 1 Br., 1857), Wilhelm Bernhardi (1 Br., 1844), Eduard Boas (1 Br., 1850), Sulpiz Boisserée (1 Br., 1821), Eduard v. Bülow (1 Br., 1852), Helmina v. Chezy? (1 Br., 1855), Theodor Creisenach? (1 Br., 1841), Düsseldorfer Carneval-Verein (Br.-Ged. 1846), Felix Eberty (1 Br., 1830), Gustav Theodor Fechner (1 Br., 1833), Friedrich de la Motte-Fouqué (1 Br., 1829), Verlag Heinrich Fröhlich (1 Br., 1806), Heinrich Heine (24 Br., 1 Widm.-Ex., 1830-1856), Friedrich Christian Kapp (1 Br., 1851), Karl Leberecht Immermann (2 Br., 1823 u. 1839), Auguste Jullien (1 Br., 1844), Friedrike Kerner (1 Br., 1833), Justinus Kerner (1 Br., 1845, darin: 1 Porträt), Carl Klingemann (1 Br., 1833), Marie Köster (2 Br., 1852 u. 1853), Ignaz Kuranda (1 Br., 1843), Marie v. Lemprecht (1 Br., 1839), Heinrich Laube (1 Br., 1839), Fanny Lewald (1 Br., 1849), Ernst Meier (1 Br., 1852), Clemens Fürst v. Metternich (1 Br., 1845), Giacomo Meyerbeer (1 Br., 1842), Richard Monckton Milnes, Lord Houghton (1 Widm.-Ex, 1853), Hofrat Müller (1 Br. 1844), Theodor Mundt (2 Br., 1838, darin: 1 Porträt), Joseph Neuberg (2 Br., 1851), Wilhelm Neumann (1 Br., 1827), Herrn Nolte (1 Br., 1842), Hedwig v. Olfers (1 Br., 1846), Jenny v. Pappenheim (1 Br., 1837), Friedrich Wilhelm Riemer (1 Br., 1844), Karl v. Rotteck (1 Br., 1824), Arnold Ruge (1 Br., 1839), Karl Schall (1 Br., 1832), August Sougey-Avisard (4 Br., 1846 u. 1849), Adolf Stahr (1 Br., 1851), Luise Gräfin zu Stolberg-Stolberg (1 Br., 1843), Franz Theremin (1 Br., 1842), Ignaz Troxler (1 Br., 1839), Friedrich v. Uechtritz (1 Br., 1838), Arnold Friedrich Christoph v. Varnhagen (1 Br., 1812), Elise Varnhagen (1 Br., 1838), Hermann Varnhagen (1 Br., 1841), Karl Eduard Vehse (1 Br., 1853), Albertine v. Walden (2 Br., 1851), Gustav Wiemann (1 Br., 1858), Eleonore Wolbracht (7 Br., 1814 u. 1827-1841), Wilhelm Wolfsohn (1 Br., 1851), Karoline v. Woltmann (1 Br., 1839), Richard Zeune (1 Br., 1852) sowie 15 Briefe an unbekannte od. nicht näher bezeichnete Empfänger.
Lebensdokumente: Echtheitsbestätigung auf 1 Druckanweisg. Ludwig Börnes; Hotel-Meldezettel (Prag, 1857), eigenhd. ausgefüllter Fragebogen f. d. „Gelehrte Berlin“ (1845).

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